15 Jan Live-Musik zur Hochzeit – was kost’das und warum?
Lasst uns über Geld reden. Ja, das ist der nicht ganz angenehme Teil der Zusammenarbeit. Nenne ich mein Honorar, schlägt mir manchmal Ungläubigkeit entgegen – „aber du spielst doch nur 3 Lieder?!“. Ganz so ist es nicht. In diesem Beitrag erkläre ich genauer, wie so ein Honorar für Live-Musik zustande kommt.
Dazu eine kleine Anmerkung: ich kann hier natürlich nur von meiner Preisbildung sprechen. Ich weiß, dass es bei einigen Kolleginnen und Kollegen ähnlich ist, aber keinesfalls soll das hier einen Maßstab oder eine Schablone sein.
Wie viel Arbeit fließt in eine einzige hochzeit?
Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen Arbeitszeit und Aufwendungen, die direkt in einen bestimmten Auftritt fließen und die Aufwendungen, die permanent anfallen und damit nicht direkt, aber anteilig in ein Engagement mit einbezogen werden müssen. Beginnen wir mit der Arbeit, die in jeder einzelnen Hochzeit steckt.
Für jede Hochzeit oder jeden Auftritt entstehen folgende Arbeitszeiten:
- Angebotserstellung : 1 Stunde
- Vertragserstellung : 1 Stunde
- laufende Kommunikation bis zum Veranstaltungstag (Hochzeitspaar, Redner*innen, Location) : 2 Stunden
- Detailabsprache und Beratung zur Songauswahl (persönlich oder virtuell) : 1 Stunde
- Arrangement und Proben für Gesang und Gitarre für Trauungslieder oder Repertoire : 3 Stunden
- Funktionscheck Equipment : 30 Minuten
- Verladen des Equipments: 30 Minuten
Kurzes Zwischenfazit: wir stehen jetzt bei ca. 9 Stunden Vorarbeit und ich bin noch keinen Kilometer gefahren und habe noch keinen Ton gespielt. Also weiter geht’s:
- Anfahrt (das schwankt natürlich) Durchschnitt : 50 Minuten
- Ausladen, Soundcheck, letzte Absprachen : 1 Stunde
- Trauung/Auftritt : 1 Stunde
- Abbau und Verladen : 30 Minuten
- Rückfahrt : 50 Minuten
Die Zeit vor Ort richtet sich natürlich danach, ob ich nur für die Trauung oder auch für die weitere musikalische Begleitung da bin. Die Beispielrechnung geht vom Minimum aus – heißt, ich spiele einfach „nur“ 3 Lieder zur Trauung.
Insgesamt fließen also circa 13 Stunden Arbeit in einen Auftritt zur Trauung.
Zusätzlich bringe ich meine Technik mit – das machen auch viele Kolleginnen und Kollegen so. Andernfalls müsstet ihr die Technik anmieten und mit weiteren Kosten on top rechnen. Ich berechne keinen Aufpreis für das Bereitstellen der Technik.
Welche Kosten entstehen in Zusammenhang mit dem Beruf?
Kommen wir nun zu den Kosten, die nicht jedem einzelnen Auftritt zurechenbar sind, die aber laufend anfallen und die ich mit meinen Einnahmen finanzieren muss.
- Probe- und Lagerraummiete
- Mitgliedsbeitrag Carsharing/andere laufende KfZ-Kosten
- Beiträge für die Rentenversicherung/Krankenversicherung/Arbeitslosenversicherung
- Ausgaben für Weiterbildungen
- Einkommenssteuer (uägs)
- Instandhaltung und Neuanschaffung Equipment
- Übungsstunden
Und darüber hinaus…
… gibt es natürlich noch weitere Dinge, die das Honorar definieren. Wie in jedem anderen Beruf oder Handwerk auch, beeinflussen Erfahrung, Auszeichnungen und gute Referenzen das Honorar. Man bekommt nicht „nur“ 3 Songs zur Hochzeit, sondern (im Regelfall) Professionalität, Qualität, Verlässlichkeit, Flexibilität (auch in Stresssituationen) und Selbstständigkeit. Das bedeutet für euch: eine musikalische Begleitung für eure Hochzeit, die euch keine zusätzliche Arbeit oder Sorgen verschafft. Jeder und jede, der/die so ein Fest plant, weiß, dass das Gold wert ist.
Eure Skepsis finde ich absolut verständlich. Genau deswegen liegt es in unserer Verantwortung als Künstler:innen/Dienstleister:innen darüber transparent aufzuklären, dass diese Honorare fair kalkuliert sind. Fair verstehe ich dabei als „vorteilhaft“ sowohl für Künstler:in als auch Kund:in. Dass es sich um eine stattliche Summe Geld handelt, ist mir immer bewusst – darum berate ich auch immer so, dass ihr auch möglichst viel von der musikalischen Begleitung habt. Da lege ich auch mal mein Veto ein, wenn ihr mich zum Beispiel während eures Fotoshootings einplant, weil ich weiß, dass ihr dann keine Minute von der Live-Musik hören werdet – und das wäre doch schade!
Foto: Andy Paulik